aus: http://www.zeit.de/karriere/2009-10/65plus
Ursula Staudinger, Psychologieprofessorin und Altersforscherin : „(…) Die Zukunft der Gesellschaft gehört den Alten„. Staudinger ist die Leiterin des Center for Lifelong Learning and Institutional Development an der Bremer Jacobs University.
„Es stimmt nicht, dass Arbeit ein begrenztes Gut ist. Es stimmt nicht, dass die Alten früh in den Ruhestand gehen müssen, weil sie sonst den Jungen die Arbeitsplätze wegnehmen“.
Ihre Forderung: Die Unternehmen sollten ihre Personentwicklung grundlegend verändern.
Sie sagt, „die meisten könnten sogar bis zu einem Alter von über 70 Jahren arbeiten.“ Und dass sie das auch „besser täten“. Gründe: die Sozialsysteme müssen gestützt werden , die Unternehmen können auf die Erfahrungen der Alten nicht verzichten , um innovativ zu sein und der Einsatz der Senioren schafft angeblich neue Arbeitsplätze. (Dazu untern noch eine Idee)
Statistisch hat jeder Senior bei Renteneintritt eine Lebenserwartung von 18 Jahren, für das Jahr 2050 werden es 25 Jahre sein – um 1900 waren dies durchschnittlich nur acht Jahre. „Wir können uns das nicht leisten„, stellt Axel Börsch-Supan, Professor am Mannheim Research Institute for the Economics of Aging, fest.
Er hat sich mit den volkswirtschaftlichen Auswirkungen der älter werdenden Gesellschaft auseinandergesetzt. „Entscheidend ist, dass wir unseren Lebensstandard halten. Dafür ist die Produktivität wichtig“, sagt er. Letztere nehme (…) im Alter jedoch nicht ab. „Ältere Beschäftigte (…) haben mehr Erfahrungen, soziale Fertigkeiten und Alltagskompetenz. Wir leben in einer Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft, in der vor allem diese Kompetenzen gefragt sind“, sagt Börsch-Supan. Seinen Untersuchungen zufolge liegt die Produktivität sogar erst im Alter zwischen 50 bis 60 Jahren am höchsten.
Ergebnis: Arbeiten jenseits des gesetzlichen Rentenalters hat positive Auswirkungen auf die Volkswirtschaft. (…) In Deutschland sind „schon heute etwa 400.000 Personen, die trotz Ruhestand erwerbstätig: (…) sie arbeiten auf freiberuflicher Basis oder in speziellen Teilzeitmodellen weiter. Andere schaffen neue Jobs, weil sie sich noch einmal selbstständig machen und Mitarbeiter einstellen.
Ein langes, produktives Leben führen zu können hat einen umfassenden Arbeits- und Gesundheitsschutz zur Grundlage. Darum fordern die Wissenschaftler Politik und Wirtschaft auf, schon frühzeitig mit Vorsorge zu beginnen.
Unternehmen müssen in den Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeiter investieren – schon bei den Auszubildenden. Zudem sollen Anreize für Weiterbildungsmaßnahmen geschaffen werden. Lebenslanges Lernen heißt die Devise. Ältere müssen motiviert werden, sich fortzubilden. Schluss mit Frühverrentung, Anhebung des gesetzlichen Rentenalters, vielfältiger Einsatz von Arbeitnehmern. Wer 30 Jahre auf dem Bau geschuftet hat, kann vielleicht nicht bis über 70 Jahre körperlich arbeiten, wohl aber in flexibleren Arbeitszeitmodellen beispielsweise Bürotätigkeiten verrichten. Auf diese muss der Beschäftigte aber vorbereitet werden.